Die Zeit wird eng

Es stimmt also doch, wie man sich bei Ämtern gutstellen kann. Seit Monaten erkläre ich, dass einem die Damen der Verwaltung des Wohnheims bei der richtigen Bestechung auch wirklich helfen können, wenn man es denn wirklich benötigt, aber niemand hat es mir geglaubt. Nein, um den Gegenbeweis anzutreten war es bei David sogar vielmehr noch so, dass er trotz eines schon bezahlten Hotelzimmers in Tokyo seine Vorinspektion nicht verlegen durfte. Irgendwie verstehe ich da aber nicht, was da schief gegangen ist. Mir wird dagegen immer irgendwie geholfen. So hatte ich den ursprünglichen Auszugstermin auf den morgigen Nachmittag gelegt. Da ich aber Sendai nicht so früh verlassen wollte und meine Freunde mich nicht wirklich beherbergen konnten, musste ich kurzerhand improvisieren. Natürlich wäre eine Jugendherberge oder durchmachen eine mögliche Lösung des Problems gewesen. Nur wer möchte denn wirklich freiwillig das fällige Extrageld bezahlen? Ich nicht und aus diesem Grund musste ich mir etwas einfallen lassen. Es ging also zur Verwaltung, wo ich mein Problem kurz schilderte. Der Zimmerkontrolleur erkannte in mir den Fußballfan wieder, mit dem er sich vor kurzem unterhalten hatte und kurzerhand wurde für mich eine Sonderregelung geschaffen. Als Ausnahmefall darf ich auch nach der Inspektion in meinem Zimmer bleiben. Normalerweise wäre das unmöglich, aber in meinem Fall wird das einmal möglich sein. Damit wäre wieder ein Problem aus der Welt geschafft, jetzt muss ich nur noch irgendwie meine Sachen rechtzeitig zur Kontrolle morgen Abend fertig zusammengeräumt haben. Das könnte noch einmal eng werden, habe ich doch mehr Sachen, als mir lieb ist.

Aus diesem Grund stand der heutige Tag auch unter dem großen Motto aufräumen. Ewig lange versuchte ich, in meinem Zimmer klar Schiff zu machen, was mir mehr oder weniger erfolgreich auch gelang. Plötzlich erhielt ich aber einen Anruf und ein alter Kumpel, Tetsu, fuhr heute für einige wenige Tage nach Hause und ließ anfragen, ob er mich noch einmal treffen könnte. Da kann ich natürlich nicht nein sagen und spontan ging es mit dem Fahrrad in die Innenstadt. Eigentlich jedenfalls, denn das Fahrrad war nicht an seinem Platz. In diesem Moment erinnerte ich mich, dass ich mein Rad gestern am Campus stehen lassen hatte. Eine schlechte Idee, bedenkt man, dass ich gestern zum wiederholten Male das Fahrradschloss knacken musste. Das Rad war also ungesichert. Der Schlüssel war beim Bankaccount schließen leider in der Bank liegen geblieben und die Bank geschlossen. Auf das Rad bin ich aber immer angewiesen und so war guter Rat teuer. Der Schraubenzieher in meiner Hosentasche gab mir schnell die Lösung, wie ich am besten vorgehen könnte. Einen Blick später und komplettes Ignorieren der Passanten und nach 20 Sekunden konnte ich das Rad knacken. Viel mehr macht mir aber Sorgen, wie viele die Aktion sahen, aber nichts sagten. Fahrräder können wirklich schnell verschwinden. Da scheint mein hoher Sattel eine echte Abschreckung. So verabschiedete ich auf jeden Fall Tetsu mit etwas Verspätung.

Nach Tetsu war dann noch das Mafumafu dran. Eigentlich sollte das heute der letzte Besuch werden, das Personal bettelte aber, ich solle doch morgen noch einmal erscheinen. Dafür brauche ich aber eine Sache, die ich leider überhaupt nicht habe, Zeit. Mal schauen, wie ich das kläre. Mich heute aber auch unter anderem von Melanie zu verabschieden, machte mein Herz noch schwerer, als es sowieso schon war. Mit ihr Berge zu erklimmen war immer sehr lustig. Das werde ich trotz der kleinen Probleme, die immer mal wieder auftraten, nicht vergessen.

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