Fragen Sie bitte meine Managerin!

Eine Schule besuchen und den Japanern etwas über die Heimat erzählen, das Ganze hat sich auch zu gut angehört. Heute früh erhielt ich von Thomas auch die Ansage, dass ich den Job sicher habe und meine Vorfreude stieg. Anbei an der Mitteilung war auch der Hinweis, dass ich einen Fragebogen ausfüllen muss. Nichts leichter als das. Lieblingsberühmtheit in Japan? Shunsuke Nakamura, Honda und Hasabe. Die Richtung meiner Fragebogenantworten sollte damit schon relativ gesetzt werden. Besonders bei den Festen half mir Rieko anständig aus, fehlten mir doch Ideen für mehr große Feste in Deutschland. Dank ihres Hinweises über Hexen in der Uni, kam ich auf die Walpurgisnacht, ein Thema was ein größeres regionales Fest ist und für Japaner sehr interessant sein könnte. Kaum hatte ich den Fragebogen fertig, erhielt ich einen Anruf von der Veranstalterin des gesamten Schulbesuches. Ausgezeichnet, könnte ich so etwa endlich erfahren, was mich dabei erwartet? Leider verlief das Gespräch nicht so wie erwartet und meine Gesprächspartnerin war ziemlich schwer zu verstehen. Kurzerhand bekam Rieko das Handy in die Hand und ich fühlte mich wie ein Star. Die große Stunde meiner Managerin war gekommen. Reiko blühte förmlich auf, mir alle Informationen zu besorgen. Aber was für ein Schreck, alles sollte in Japanisch sein, auch der Frageteil, so hatte ich mit Thomas nicht gewettet. Kurzerhand wurde das Gespräch durch die beiden unterbrochen und mir die Möglichkeit der Klärung gegeben. Thomas klang aber sehr optimistisch, dass das alles sehr leicht wird und auch keine Vorbereitung benötigen wird. Solch ein Optimismus kann ansteckend sein und ich begann mich schon wieder auf den Event zu freuen, wollte bei meiner Zusage aber diesmal alles wissen. Wieder ging mein Management zu Werke. In kürzester Zeit hatte sie alles heraus bekommen, aber was war das? Ich sollte 80 Minuten auf Japanisch tiefste fachspezifische Details vortragen? Ich kenne kaum jemanden, der als Ausländer dazu in der Lage wäre. Eine Option gäbe es aber noch. Rieko beriet sich mit der Verantwortlichen und ich hätte einen Übersetzer mitnehmen können. Shimizus Gesicht, als er begriff, was das für seinen Mittwoch bedeuten würde, war unbezahlbar und das Bild, was wir abgegeben hätten, wäre es wohl sogar wert gewesen. Mit Shimizu kann ich zwar einiges unternehmen, aber diese 80 Minuten wären selbst für uns beide zu viel. Es hätte wohl darin geändet, dass Shimizu einfach irgend etwas berichtet hätte. So musste ich schweren Herzens also doch absagen, bekam aber das Versprechen, nächstes Mal sofort angerufen zu werden, wenn es so etwas noch einmal gibt. Wobei, das ist nicht richtig, meine Managerin wird sofort angerufen, schließlich fand die Verantwortliche die Gespräche mit Rieko so interessant.

Na ja, im Endeffekt bleibt zu vermelden, mal verliert man und mal gewinnen die anderen. Man kann nicht immer Glück haben. Vielleicht klappt es ja in der Zeit nochmal. Ich bin auf jeden Fall froh, dass Rieko alles geklärt hat. 80 Minuten hätte ich auf jeden Fall nur mit meinem gesamten Beraterstab auf Japanisch füllen können. Eine Kombination aus meinem Betreuer, Shimizu und Rieko hätte wohl Wunder gewirkt. Aber nicht alles ging so kolossal schief. Nein eher war der Tag sehr interessant. Zum einen nutzten wir die Abwesenheit der meisten Studenten, um eine lustige vier Personen Gesprächsrunde zu betreiben, die ziemlich informativ wurde. Zum anderen wurde mir Sendai-ban, der örtliche Dialekt näher gebracht. Dialekte sind in Japan nicht so weit verbreitet, wie in Deutschland, wo fast jede Stadt ihren eigenen hat. Aber Sendai hat einen eigenen. Daneben gelten eigentlich nur noch der Osaka- und Hiroshima-Dialekt als besonders schlimm und schwer zu verstehen. Nun kann ich gerade mal einfaches Japanisch, schon wird es wieder versaut. So schlecht machte ich mich auf jeden Fall nicht, den größten Lacher hatte ich aber mit Deutsch auf meiner Seite. An der Tür klopfte es und der Klopfer kam trotz rufen nicht in den Raum. Entnervt, dass Japanisch nicht wirkte, rief ich ?herein?. Wie sich herausstellte, ist dieses Wort von der Aussprache aber fast identisch mit dem echten Sendaier Einlassruf. Wer hat sich da wohl von wem inspirieren lassen?

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