Sightseeing mit einem deutschen Tourführer

Es wird Zeit für ein gesünderes Leben. In Sendai geht momentan eine Magen- und Darmgrippe um und ehe ich freiwillig wieder in den Kontakt mit dem japanischen Arztsystem komme, sollte ich lieber noch besser auf meine Gesundheit achten. Eigentlich hätte dieser Plan auch wunderbar funktioniert, denn heute war eine Tour raus in die Natur geplant. Dieser Plan wurde aber von meinen Mitstudenten kurzfristig torpediert, indem keiner rechtzeitig aufstehen wollte. Aufgrund des gestern Nacht eingesetzten Schneefalles, der die Züge schon behinderte, entschieden Alex und ich nicht nach Yamadera zu fahren und die gesamte Planung zu verschieben. Was sollte man aber jetzt machen? Zuhause rumsitzen war schon mal keine Option und mit dem Zug wollten wir jetzt auch nicht mehr los. In Sendai gibt es aber schließlich noch genug Sehenswürdigkeiten, die Alex noch nicht kennt. Wir griffen zu einer Sendaikarte und zeigten blindlinks auf einen Punkt. Wie der Zufall es wollte, handelte es sich um Sendai Castle und wir machten uns auf den Weg, doch noch etwas vom Tag zu haben.

Womit ich nicht gerechnet habe, war Alex Gesundheit. Er ist immer nicht ganz so zügig wie ich mit dem Rad unterwegs und bevorzugt den Bus. Durch die fehlende Übung ist er deshalb auch um einiges langsamer als ich und er nörgelt auch gerne mal schon bei den leichtesten Steigungen. Daran gewöhnt man sich aber schnell und er wollte ja auch mit. Von daher fuhr ich vor und wir legten die erste Teilstrecke zurück. Wer konnte auch ahnen, dass ihm auf einmal schlecht wird und er sich auf halber Strecke übergibt? Noch sah es zu diesem Zeitpunkt aus, als ob er etwas Falsches gegessen hatte, so dass wir weiter unseres Weges gingen. Sein Fahrrad übernahm ich für die Teilstrecke und schon kurze Zeit später erreichten wir die Spitze und Alex ging es auch schon wieder um einiges besser. Aufgrund des Schneefalls gestern war heute der Himmel fast wolkenfrei, so hat sich die Tour auch ziemlich gelohnt. Kurzerhand gaben wir ein paar Japanerinnen unsere Kameras und ließen uns ablichten. Offensichtlich machten wir damit genau das, was sie wollten, denn kurze Zeit später konnte ich aus der Entfernung ein Raunen vernehmen, über die gut aussehenden Gajins. Offensichtlich hatten wir Eindruck hinterlassen, auch wenn ich mich erst mal nach anderen Ausländern umsah. Dementsprechend hatten wir Gesprächspartner gefunden und unterhielten uns noch ein wenig mit ihnen, soweit unsere Japanischkenntnisse es zuließen.

Wo es hoch geht, geht es aber auch wieder runter und wir standen vor der schwierigen Frage, wie wir das bewerkstelligen sollten. Nach einiger Beratung setzte ich mich mit meinem Abenteurergeist durch. Die Fußwege waren nicht gestreut und glatt wie sonst etwas, so nahmen wir die Räder und heizten die normale Straße runter. Alex schien das gar nicht geheuer, aber mit geschlossenen Augen und vollem Vertrauen ins Rad ist schließlich alles möglich und wir erreichten irgendwie die untere Etage.

Kurzerhand ging es in die Innenstadt, schließlich ging es Alex wieder besser. Eigentlich wollten wir mit einigen Japanern ins MafuMafu, aber leider sagten die alle wegen Krankheit ab. Kein Problem für uns. Wir gingen etwas essen und für den ersten Besuch des Jahres zu Thomas. Der Besuch sollte sich lohnen, auch wenn Alex wegen seiner wieder einsetzenden Krankheit kurz nach seiner Ankunft schon nach Hause musste. Ich hoffe, ihm geht es bald wieder besser und wünsche ihm gute Besserung. Dafür war das MafMafu auch so gut gefüllt. Nach persönlicher Begrüßung mit Umarmung durch das gesamte Personal stellte sich schnell heraus, dass Thomas für Mittwoch jemanden sucht, der seine Heimatstadt an einer japanischen Schule vorstellt. Moment, dass kenne ich doch. Ein „hoch“ auf meine Informanten aus Deutschland, davon hatte ich doch schon mal von Daniel gehört! Daniel geht sogar soweit, das Ganze als eine seiner besten Erfahrungen in Japan darzustellen. Unter solchen Voraussetzungen kann ich doch nicht fehlen! Keine Frage also, dass ich mich anmeldete. Magdeburg mit seinen Halbkugeln und seinem Fußballverein vorstellen ist doch das Einfachste für mich und sollte auch auf Englisch leicht machbar sein. So lernen die Schüler wenigstens einmal wichtige Städte kennen. Sollte ich wider Erwarten doch Japanisch benötigen, habe ich natürlich immer noch genug potentielle Übersetzer, die mir beim Vorbereiten helfen können. Dass ich dafür auch noch bezahlt werde, macht die ganze Sache noch besser. Damit hatte sich der ganze Abend für mich natürlich schon gelohnt. Es wurde aber noch besser. Ein Ire fand Gefallen an der europäischen Runde und auf einmal hatte ich ein Freibier von ihm vor mir stehen. Da sage ich natürlich nicht nein und da diese Runde sehr auffiel, suchten noch ein paar japanische Rentner unsere Gesellschaft. Wer braucht schon Tandempartner, wenn er auch so sehr schnell Gesprächspartner findet? Dass die Rentner Magdeburg und die Halbkugeln kannten, hat sie mir natürlich noch sympathischer gemacht.

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