Brot und Spiele

Ich bin im siebten Himmel, ach was sag ich, achter Himmel! Ich habe es wirklich geschafft, echtes Brot zu essen. Mit echtem Brot meine ich nicht die von Mehl zusammengehaltene Zuckerpampe, die sonst immer hier als Brot verkauft wird, sondern echtes, hartes Schwarzbrot. Viele werden jetzt denken, ich übertreibe, aber dem ist bei weitem nicht so. Japanisches Brot hat die Angewohnheit, sehr weich zu sein und fast nur süß zu schmecken. Selbst die Ausländer, mit denen ich das Brot teilte, waren hellauf begeistert, endlich wieder vernünftiges Brot zu essen. Wo hatte ich das Brot nun her? Es war ein Geschenk der Japanisch – Deutschen Gesellschaft. O.k., ich habe es teuer mit meiner Telefonnummer erkauft, aber man weiß ja nie, wann man solche Kontakte mal gebrauchen kann. Möglich war das Ganze, weil heute ein Internationales Fest stattfand. Gestern hatte mich schon ein Japaner drauf hingewiesen und heute hat Dai extra noch an meiner Tür geklopft, um mich zu informieren. Das Hingehen hat sich auch komplett gelohnt. Es gab Essen aus aller Herren Länder, viele verschiedene Spiele, wie Bambus hüpfen und es wurde ein kleines Konzert mit japanischen Instrumenten vollzogen.

Auf jeden Fall ein großes Spektakel. Schon am Eingang fand mein Auge die deutsche Fahne. Verschiedene Japaner trugen Perücken in deutschen Farben oder eine junge Dame trug sogar ein Dirndl. Das musste ich aus der Nähe betrachten und als ich näher kam, fand ich auch zwei Deutsche. Das musste ausgenutzt werden und sie wurden von mir gleich mal angesprochen. Es wurde ein sehr langes und interessantes Gespräch. Der eine Deutsche ist Universitätsprofessor für Deutsch als Fremdsprache und wohl auch manchmal in meinem Büro und der andere hat ein fertiges Studium in Japanologie und Deutsch als Fremdsprache. Man konnte sich gut austauschen und es gab einige interessante Informationen über Sendai. Die Chefin der Gesellschaft nutzte das unerwartete Auftauchen eines Deutschen auch gleich aus, um ihn mit der Organisation in Kontakt zu bringen und um ihn mit Brot und selbst gemachter Marmelade zu bestechen. Kameradschaftlich, wie ich manchmal sein kann, habe ich das Brot auch gleich mit anderen Deutschen im Wohnheim geteilt. Es wurde ein sehr lustiges Fest und auch die anderen Attraktionen waren nicht schlecht. So gab es auch Erdbebensimulationen oder halt traditionelle Spiele.

Anschließend entführten die Australierin und ich einen anderen Deutschen zum Eisessen in die Stadt zu gehen und nicht ins Büro. Schließlich ist heute Feiertag, der sogenannte Marinetag. Zusammen ging es bei der Hitze zum wohlig kühlen Eis und anschließend noch kurz in eine Spielhölle, um auszutesten, wer der Beste ist. Eine sehr lustige Aktion, bis es zu einem Tanzspiel kam. Wer Wasabi geschaut hat, wird diese Teile kennen. Es gilt, so schnell wie möglich zum richtigen Zeitpunkt eine Taste mit den Füßen zu drücken. Eine Beschäftigung, die mir nicht wirklich liegt. Den Japanern dagegen war das Spiel viel zu leicht, dass sie mal eben schnell den Zweispielermodus alleine spielten. Ich bleibe aber dabei, einmal und nie wieder. So ein Teufelszeug. Ich kann noch nicht mal so tanzen und dann muss ich auch noch so etwas machen. Anschließend ging es zurück zum Wohnheim, wo wir das Brot, eine Wassermelone und noch einige Kleinigkeiten als Abendbrot verdrückten und uns noch eine Weile über Gott und die Welt und langes Haar unterhielten. Ich wusste es doch, mein Haar ist nicht viel kürzer als das von der Australierin.

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