Supermärkte und die Essgewohnheiten japanischer Studenten

Einen Nachteil hat es schon, in Japan zu leben: Man muss seine Einkaufsgewohnheiten leicht anpassen. Dass man nicht alle Lebensmittel bekommt, wie in Deutschland, ist dabei schon klar, aber auch ansonsten muss man praktischer einkaufen. Das fängt schon alleine bei den Getränken an. Ein Sixpack Wasser oder gar einen Kasten, findet man nicht. Man ist gezwungen, die Flaschen einzeln zu kaufen. Auch ansonsten lernt man die Vorteile deutscher Verpackungen hier erst so wirklich schätzen. Was seit kurzem erst in Deutschland möglich ist, ist hierzulande gang und gäbe. Die Packungen sind zwar gleich groß, aber das Gewicht ist stark unterschiedlich. Schlecht nur, wenn das Gewicht nur als allgemeine Angabe pro Stück und irgendwo unter Inhaltsstoffen angegeben wird. In Deutschland reicht ein Blick, um zu erkennen, was sich mehr lohnt. Hier sucht man teilweise 5 Minuten dafür. Gleichzeitig sind die Dinge auch noch x-Mal eingepackt. Tomatenketchup in Plasteflaschen und nochmals mit einem Beutel verpackt oder alle Kekse in einer Tüte noch mal extra eingepackt? In Japan ist das alles kein Problem. Meinen absoluten Favoriten stellten einmal Kekse dar, die in drei Lagen eingepackt waren. Umweltschutz? Wer braucht denn so was? Aber genau diese Verpackungen erschweren das Einkaufen noch zusätzlich. Die Verpackung sieht riesig aus und man denkt, man kauft genug ein. Aber bis auf Luft und Plastik, hat man im Endeffekt doch nichts dabei. Gleichzeitig nehmen derartige Verpackungen auch noch viel Platz weg. Aufgrund des Transportproblems tendiere ich mittlerweile dazu, täglich meine Getränke frisch aus dem Supermarkt zu holen und auch die anderen Dinge spontan zu besorgen. Es sieht halt immer etwas seltsam aus, wenn der Korb des Rades, meine Tasche und noch die Beutel am Lenker vollkommen überladen sind. Aufgrund der Verpackungsdimensionen, selbst für kleine Dinge, lässt sich das Ganze aber nur durch häufige Shoppinggänge vermeiden.

Was mir heute aber dabei extrem aufgefallen ist, war die absolut riesige Fertiggerichtabteilung. In diesem Fall gibt es aber nicht wie in Deutschland die unsäglichen Mikrowellengerichte, sondern die echten Fertiggerichte. Tempura, Sushi, Okonomiyaki, alles was es im Restaurant gibt, gibt es auch in jedem Supermarkt und in fast jedem Kombini um die Ecke. Dabei wird das Zeug frisch im Laden zubereitet und abends sogar noch um dreißig Prozent vergünstigt. Mit den dreißig Prozent lohnt sich das Essen dann wirklich. Schon ohne Vergünstigung kostet es meistens nur 100 bis 200 Yen mehr, als die Grundzutaten. Es hat einen Grund, warum ich meine Mitbewohner nie sehe. Ich bin der einzige Bewohner meiner Flurs, der regelmäßig die Küche nutzt. Der Rest geht zum Großteil in die Supermärkte, eine Bentobox kaufen oder in seltenen Fällen mal in die Mensa. Dementsprechend groß ist auch immer unser Plastikmüllhaufen. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie umständlich das Essen vor dem Verkauf eingepackt wird – nur, damit nichts verrutscht und dem ästhetischen Bild schadet. Schade ist es aber trotzdem. Durch die Boxen verschwinden alle gleich in ihrem Zimmer und man hat kaum mal die Möglichkeit, einen von ihnen zu sprechen. Heute habe ich das erste Mal seit drei Wochen den einen meiner Mitbewohner gesehen. Die einzige Person, die ich regelmäßiger treffe, ist Nobu und das auch nur, weil er seine Lunchboxen in der Küche zu sich nimmt.

Ansonsten gab es heute einen Lichtblick. Eine Deutsche hat vorgeschlagen, dass wir am 12. den Fuji besteigen. Die Frage ist nur, ob meine Schuhe dafür geeignet sind, ich hoffe aber das Beste. Es gibt das alte Sprichwort, wer den Fuji einmal besteigt ist weise, wer es mehrmals macht, ein Idiot. Ich bin gespannt, was mich so erwartetet, bin aber sehr erfreut, eine Begleitung gefunden zu haben. Ansonsten heißt es am 28., bei einer Veranstaltung namens Open Campus teilzunehmen. Ich wurde mit der gestern schon erwähnten Geheimwaffe „kostenloses Essen“ geködert. Im Endeffekt ist es aber nicht so schlecht. Meine einzige Aufgabe besteht aus etwas essen und mich mit einigen Highschoolkindern auf Englisch zu unterhalten. Das sollte eigentlich gut machbar sein. Schade nur, dass die nächste Zeit dann auch langweilig wird. Die meisten Mitglieder meines Büros, werden in Kürze in ihre Heimatstädte zurückfahren und dort bis zum Ende der Sommerferien (Anfang Oktober) bleiben. Egal, was will man machen. Dann unternehme ich halt mehr mit den Ausländern und den zurückgebliebenen Japanern. Es wird sich schon alles ergeben.

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