Warum hat die Tohoku Universität keine Hitzefreibestimmungen? O.k., vermutlich, weil sie im Gegensatz zu Göttingen gut funktionierende Klimaanlagen hat, aber das ist ein Grund und kein Hindernis. Angenehm war es auf jeden Fall nicht, bei um die vierzig Grad eine Klausur zu schreiben. So haben wir aber wenigstens eine Ausrede, falls es doch schief gegangen ist. Nein, das haben wir dann doch nicht nötig. Bei aller Abneigung gegen den Kanjikurs muss man sagen, dass der Test sogar halbwegs fair war. Was am Ende herauskommt, ist zwar die andere Frage. Aber das wird sich zeigen. Wenigstens kann ich jetzt sagen, dass ich eine meiner Prüfungen überstanden habe. Im Anschluss wurde das dann auch entsprechend mit einer arabischen Delegation aus dem Kurs gefeiert. Eine sehr lustige Runde und ich konnte mich sogar etwas über Geschichte unterhalten. Besonders persische Geschichte aus nicht griechischen Quellen ist mal eine absolute Abwechslung.
Anschließend ging es ins Büro. Der Professor war „Vom Prozess einer Auslieferung“ (TM Shimizu) sehr begeistert und es war ein würdiger Abschluss der deutsch-japanischen Zusammenarbeit für dieses Jahr. Obwohl, ganz fertig sind wir noch nicht. Ein Professor hat ihm doch wirklich das Thema Judenverfolgung in Deutschland als Hausarbeitsthema gegeben. Ich habe sicherheitshalber auch schon mal vorsichtig angefragt, wie viele Seiten denn geschrieben werden dürfen. Aber das kommt später. Erst mal will sich Shimizu mit irgend etwas Alkoholischem dankbar zeigen. Ich bin gespannt, aber nicht so begeistert von dem Alkoholanteil. Ansonsten wurde heute Japanern die deutsche Comedy näher gebracht und Shimizu spielte zum Schock aller den Simultanübersetzer. Ja, er hat was gelernt in unseren Gesprächen. Im Vergleich nimmt sich deutsche und japanische Comedy aber nicht viel. Die Fernsehversion von beiden ist mehr als schlecht, nur die Stand-up Comedians sind halbwegs zu ertragen. Die Japaner sahen das ähnlich wie ich. Aber lustig, dass mehr Leute zuhören, wenn ich etwas erkläre, als gestern beim Professor im Unterricht. Anschließend konnte ich noch beweisen, dass ich die Stadt mittlerweile besser kenne, als eine 70-jährige Japanerin. Diese diskutierte mit einem japanischem Touristen den Weg zum Hotel und ich fand ihn. Jetzt kann ich jedem Besucher auch eine preisgünstige Wohnalternative anbieten – die Kapselhotels. Schlafen auf zwei Quadratmetern zu aller günstigsten Konditionen. Freiwillige vor!